Stellungnahme Corona im Globalen Süden: Globale Krise fordert globale Lösungen/Solidarität !
Update 28.04.2020
Die Corona-Pandemie hat die Welt kalt erwischt, ins Chaos gestürzt, und fordert die Gesundheitssysteme weltweit. In Deutschland werden die Menschen dazu aufgefordert, gemeinsam gegen den Corona Virus zu kämpfen indem sie zuhause bleiben, social distancing ausüben.
Ähnliche Präventionsmaßnahmen und gesundheitsschützende Maßnahmen werden in anderen Teilen der Welt umgesetzt. Diese Pandemie stellt zweifellos eine gigantische Herausforderung für die Länder im Globalen Süden dar, da die Gesundheitssysteme in vielen Ländern marodieren. Hände regelmäßig waschen ist die Maxime des Jahres, wie sollen sich jedoch die Menschen die Hände waschen, wenn die Ressource Wasser knapp ist und die Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und wenn Wasser als Ware gehandelt wird. Was passiert mit den Menschen, die auf der Flucht sind und im Lager zusammengepfercht werden? Was hat das mit unserem Leben hier zu tun? Das sind viele Fragen, die wir uns zurechtstellen müssen. Solidarität ist hier und dort gefragt.
Covid 19-Die Lage im Globalen Süden
Bis vor einigen Wochen entwickelten sich die Zahlen der Infizierten in vielen Ländern. des Südens langsam. Das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Hier wie dort gerät der Alltag der Menschen aus den Fugen. Die Wirtschaft und das soziale Leben kommen zum Erliegen, die Lebensgrundlage vieler Menschen wird auf eine harte Probe gestellt. Menschen können nicht mehr für ihren Lebensunterhalt sorgen.
Die Schlagzeilen sind mehr als eindeutig: Corona wird viele Länder im Süden hart treffen, weil ihre Gesundheitssysteme marode und nicht für die Eindämmung einer solchen Pandemie ausgerüstet sind. Die Sozialsysteme werden zusammenbrechen, Krisen werden verschärft, weil man um knappe Ressourcen kämpfen muss.
Der schlechte Zustand der Gesundheitssysteme ist eine Folge von jahrelanger Überschuldung. Wie kann es sein, dass viele Länder mit niedrigem Einkommen mehr Geld für die Rückzahlung von Schulden als für die eigene öffentliche Gesundheit ausgeben? Die Weltbank und der Internationale Währungsfond (IWF) haben zurecht die Industriestaaten aufgerufen, Schuldenerleichterungen für die ärmsten Länder zu erlassen. So können diese Länder entlastet werden, um die drohende Notsituation besser bewältigen.
Fluchtbewegung und deren Folgen
Unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind macht die SEEBRÜCKE aufmerksam auf die Lebenslage Schutzsuchender, Asylsuchender auf den griechischen Inseln, in der Türkei und Libyen. Die Situation in den überfüllten Lagern ist katastrophal. Ohne medizinische und hygienische Grundversorgung mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit sind die Asylsuchenden der Pandemie schutzlos ausgeliefert. Während deutsche Bürger*innen aus allen Herren Länder nach Deutschland zurückgeholt werden, schafft man grundlegende Menschenrechte und das Recht auf Asyl an den europäischen Außengrenzen faktisch ab. An den Grenzen Europas werden Menschen erneut zu Nummern gemacht!
Es gibt keine weltweiten Rettungsschirme, um die Konsequenzen dieser Pandemie außerhalb des Globalen Nordens aufzufangen, es fehlt eine gemeinsame europäische Strategie, um alle Schutzsuchenden außerhalb der Lager unterzubringen. Was sind die Antworten der globalen Gemeinschaft auf die schwierige Lage? Die Rufe zu einer globalen Solidarität werden immer lauter. Gelten auch diese Rufe für die Länder des Globalen Südens? Die Bekämpfung einer solchen Pandemie erfordert globale Kraftanstrengungen. UN-Generalsekretär António Guterres brachte es auf den Punkt: „COVID-19 ist eine Bedrohung für die gesamte Menschheit – und die gesamte Menschheit muss dagegen ankämpfen. Maßnahmen einzelner Länder werden nicht ausreichen“[1]
Was lernen wir aus der schnellen Verbreitung von Corona? COVID19 kennt keine Grenzen, wo sind die globalen Lösungen der Weltgemeinschaft? Auch Gerd Müller, Bundesminister für Entwicklung vertritt die Meinung, dass Corona nur global bezwungen werden kann. „Es ist in unserem eigenen Interesse, Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Wasser, zu gesundem Essen und ebenso zu effektiven Test- und Laborbedingungen zu geben. Halbheiten kosten Zeit und Menschenleben und holen uns, wie eine Epidemie, wieder ein.“[2]
[1] Das Vollständige Zitat ist hier abrufbar: https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/presse/2020/corona-weltweiter-nothilfeaufruf/213166
[2] Siehe hier den Tagesspiegel Artikel vom 30.03.2020 https://www.tagesspiegel.de/politik/halbheiten-kosten-uns-das-ganze-leben-nur-zusammen-mit-den-schwachen-staaten-kann-die-pandemie-bezwungen-werden/25694016.html
Corona-Ende gut, alles gut ???
Im Globalen Norden befürchten viele Wirtschaftsexpert*innen die Folgen von Covid19 auf die Wirtschaft. Dass wir mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen zu rechnen haben, bleibt außer Frage. Die Folgen werden in den ohnehin wirtschaftlich ausgebeuteten und verarmten Ländern im Süden, heftiger ausfallen. Corona ist eine neue Chance- die Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaftssystem auf den Prüfstand zu stellen.
Dafür fordern wir:
- Keine weitere Verschuldungswelle: Die Weltbank hat ein Milliarden Paket zur Bewältigung der Corona-Krise bereitgestellt. Wir begrüßen den Vorstoß der Weltbank, Mittel für die Bekämpfung der Pandemie bereitzustellen. Dass die Mittel jedoch als Kredite zur Verfügung gestellt werden, bedeutet eine erneute Belastung vieler Länder im Süden. So wird die Verschuldung vieler Länder noch weiter in die Höhe getrieben. Wir fordern eine zinslose Unterstützung!
- Finanzielle Entlastung der Länder durch einen kompletten Schuldenerlass. So können die Länder in ihr eigenes Gesundheitssystem investieren und eine bessere Versorgung ihrer Bevölkerungen gewährleisten. Entschuldungsbewegungen fordern diese Schritte seit Jahren.
- Auf Alt Bewährtes setzen: Bei der Bekämpfung der Ebola Epidemie haben zum Beispiel viele betroffene afrikanische Länder gute Erfahrungen und Ansätze erprobt, die bei der Bekämpfung von COVID-19 nützlich sein können. Wir brauchen eine Unterstützung, die die Begebenheiten und Ressourcen vor Ort berücksichtigt.
- In dieser fragilen Zeit ist der Schutz von Menschenrechten mehr denn je unabdingbar. Die Bekämpfung der Pandemie darf nicht auf Kosten von Menschen- und Asylrechten stattfinden. Wir mahnen dazu, die laufenden humanitären Krisen und insbesondere die Gefährdung von Geflüchteten, Schutzsuchenden zum Beispiel in Syrien, Libyen und auf den griechischen Inseln, nicht aus dem Blick zu verlieren. Der Zugang zu Schutz und Asylverfahren in der Europäischen Union muss wiederhergestellt werden.
PDF-Datei: Stellungnahme Corona im Globalen Süden
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